Die Ignoranz des Menschen

Normalerweise hole ich Obst und Gemüse jede Woche frisch beim Bio-Bauern auf dem Markt bei dem ich genau die Menge kaufen kann die ich benötige und das auch noch unverpackt. Leider war mir das heute nicht möglich und ich war in einem Discounter um die Ecke einkaufen. Nicht viel. Nur ein bisschen Obst für den Obstsalat und dies oder das. Man kommt aus solchen Läden ja nicht einfach so raus. Ich brauch ja auch noch Nüsse, Sonnenblumenkerne, Hering und ahhhh die Angebote.

Es war befremdlich das Obst anzufassen. Ich hatte einen inneren Schweinehund, den ich überwinden musste. Das Gefühl gefiel mir überhaupt nicht. Ich war kurz davor die Sachen zu packen und den Obstsalat auszusetzen, aber meine Schwiegermama hat Geburtstag und möchte eine „gesunde“ Alternative auf dem Tisch. So landeten eine Mango, eine Ananas, zwei Birnen, Bananen und zwei Äpfel mit ihrer ekeligen Schmierschicht, die nicht natürlich sein kann in meinem Einkaufswagen. „Aber du hättest doch Bio kaufen können“. Klar hätte ich das können, aber hätte dann 8 statt den benötigten 2 Äpfeln plus extra Plastikmüll mit nach Hause genommen. Ich kann Plastik nicht ganz vermeiden, aber bewusst reduzieren. Die Bananen sind Bio mit Plastikbanderole. Komisch, dass es Bananen schon seit längerem als Bioprodukt und meist sogar als fairtrade Ware zu kaufen gibt. Die anderen Artikel wurden nicht in Bioqualität angeboten. Ich schlenderte weiter durch den Supermarkt und fand einen Nussmix Erdnüsse mit Cashews. Cool – bio und fairtrade! Sind auch in Plastikverpackt, aber ich wollte einen Packung für meinen Schwager mitnehmen, der gerade viel um die Ohren hat und Nüsse inhaliert. Jetzt nähern wir uns dem eigentlichen Hauptthema.

Hier ein Auszug von meinem Kassenzettel:

  • Mango                                       1,79 EUR
  • Ananas                                      1,99 EUR
  • BioFairTrade Nuesse 150g    1,99 EUR

Fällt euch was auf an den Preisen? Kann es sein, dass eine Mango günstiger ist als ein Nussmix? Zum Vergleich die Mango kostet ca. 3 EUR und die Ananas ca. 6 EUR beim Bauern. Natürlich ist die Ware auch zugekauft und von Übersee hier her geschifft wie die vom Supermarkt um die Ecke, allerdings bleibt doch etwas mehr beim Hersteller hängen als bei konventioneller Ware.

Jetzt geht es weiter mit dem Diskussionsthema, das ich bevorzugt mit meiner Mama „Ihr könnt euch vielleicht die Bioprodukte leisten, aber ich kann das nicht“ führe. Wie oft liegen bei euch diese Exoten wie Ananas, Mango, Avocado, etc. zum Dumpingpreis im Einkaufswagen? Wöchentlich oder nur ein paar Mal im Monat? Bei uns liegen diese Früchte vielleicht einmal in 3-6 Monaten im Einkaufskorb. Wir richten uns lieber nach dem regionalen Angebot und sehen Südfrüchte als Luxusartikel an. Ein kurzer Exkurs zur Ananas. Diese galt früher als Statussymbol der Reichen. Wer sich ein Gewächshaus mit Ananas leisten konnte zählte zur Oberschicht. Heutzutage isst jeder oft und gerne Ananas. Aber woher kommen diese Früchte? Wie werden sie angebaut und was leisten die Angestellten einer Plantage? Jetzt kommen wir zum eigentlichen Thema welches in der Artikelüberschrift schon angesprochen wurde. Schauen wir uns mal den Preis einer Mango an. Sie kostet 1,79 EUR davon geht die Marge des Händlers in Deutschland weg, die Verschiffung und die Verpackung. Wie hoch kann da noch der Einkaufspreis vom Plantagenbetreiber sein? Was denkt ihr bekommen seine Angestellten?

Ich vermute mal sie buckeln den ganzen Monat für ein paar Euro. Sicherlich haben sie auch keine gesetzlichen Pausen, bezahlte Urlaubs- oder Krankheitstage. Bei Bioprodukten, die auch Fair Trade gehandelt sind sieht es anders aus. Die Angestellten haben das ganze Jahr hindurch eine verlässliche Einkommensquelle, bekommen faire Löhne, arbeiten in einem sicheren Umfeld und werden nicht diskriminiert. Was denkt ihr welcher Arbeitnehmer wird eher seine Sachen packen und in das reiche Europa flüchten? Der der gut verdient und ein gesichertes Leben hat? Oder der, der jeden Monat auf’s neue Angst hat seine Familie nicht ernähren zu können. Da sind sie unsere Wirtschaftsflüchtlinge. Alles junge, starke Burschen, die auf ein besseres Leben hoffen und höchst wahrscheinlich jeden Monat einiges ihrer bezogenen Leistungen oder deren Arbeitslohn nach Hause schicken um ihre Familien zu ernähren. Sicher sind sie gerne weit weg von zu Hause. Sicher wollen sie z.B. hier in Deutschland nur ein schönes Leben. Was wäre wenn jeder von uns Fair Trade und Bioprodukte kauft? Müsste die Wirtschaft dann nicht umdenken und bessere Arbeitsbedingungen in dem jeweiligen Land schaffen, weil die Arbeitskräfte benötigt und geschätzt werden? Das gilt nicht nur für Südfrüchte sondern auch für Kaffee, Kakao, Reis, Fisch oder andere importierte Waren. Man kann es sich immer so leicht machen und auf alles und jeden schimpfen. Aber wenn DU selbst nicht etwas veränderst, dein Kaufverhalten und die Einstellung, dann wird sich nichts ändern und wir bleiben stehen. Es wird immer mehr Hass entstehen. Der Hass der Deutschen auf (Wirtschafts-)Flüchtlinge, der Hass der Flüchtlinge auf den hohen Lebensstandard der Deutschen. Neid, Missgunst und Wut.

Packt euch an die eigene Nase und packt an. Helft den ärmeren Ländern durch euer Kaufverhalten bessere Bedingungen zu schaffen.

Aber im Supermarkt gibt es ja nur eine begrenzte Auswahl. Ich habe keine Möglichkeit dazu. Entweder ich kaufe das oder gar nichts. Schau in deinem Supermarkt nach fairer Ware und greife dort zu. Steht das nicht zur Auswahl geh doch mal bei der Konkurrenz vorbei oder verzichte einmal auf dein Luxusgut. Helfe mit die Welt zu verbessern. Dich kostet es bei geschicktem Einkaufsverhalten 10 – 20 EUR im Monat und wer sich den Aufpreis leisten oder an anderer Stelle sparen kann sollte dabei mit helfen. Wenn die Umsatzeinbußen der Großen zu hoch sind werden sie reagieren müssen.

Das heute war auch mein letzter Fehlkauf. Versprochen ;)!